Die Natur hat in Abchasien viele malerische Orte geschaffen. Eins der erstaunlichsten Wunder Abchasiens ist die weltbekannte Höhle von Achali Atoni.
Millionen Jahre lang wurde die Höhle von dem Iberischen Berg in seinem Inneren verborgen gehalten, bis sie im Jahr 1961 entdeckt wurde. Schon im Jahr 1975 transportierte die erste sogenannte Höhlen-U-Bahn Besucher durch den künstlichen Tunnel in die Höhle. Diese einzigartige Elektrobahn Tourist wurde vom Institut der Kohleindustrie für Projektierung entworfen und im Waggonbauunternehmen von Riga gebaut.
Die Höhle von Achali Atoni ist eine riesige Karstlücke, die in einer Reihe mit den tiefsten und größten Höhlen der Welt steht, z.B. mit solchen Giganten wie die Höhlen von Škocjan in Slowenien und die Carlsbad-Höhlen in der USA.
Die riesigen Hallen und die mäanderförmigen Galerien ziehen sich mehrere hundert Meter lang. In seinen wildesten Gedanken kann man sich kaum vorstellen, was der Iberische Berg in sich verbirgt und welche Wunder man unter der Erde entdecken kann. Die ungewöhnliche Höhlenlandschaft überrascht mit ihrem wilden Chaos, das in den unteren Hallen herrscht, und mit ihren schneeweißen glitzernden Stalaktitenschlössern. Hier kann man die geheimnisvollen grünen „Augen“ der Höhlenseen sehen, die einmalige Harmonie der „Musikgrotte“ bewundern und die unbegrenzte Schönheit und Vielfalt der einzigartigen Kristalline betrachten.
Achali Atoni ist einer der schönsten Seekurorte Abchasiens: Er ist für seine malerische Natur, äußerst mildes Klima und das warme Seewasser bekannt. Die Stadt Achali Atoni ist durch die Berge im Norden sicher vor dem Eindringen von Kaltluft geschützt. Zuerst sind die Berge ziemlich niedrig, dann steigt die Gebirgskette in die Höhe und schließt sich zum Hauptgebirgszug Kaukasus zusammen, dessen Gipfel völlig mit Schnee bedeckt sind.
Vor langer Zeit weckte die riesige Schlucht auf dem Hang des Iberischen Berges das Interesse der Bewohner dieser Region. Die gigantische abgrundtiefe Grube mit ihren Steilwänden, die sich in die Tiefe streckten, bekam den Namen „Bodenloses Loch“. Keiner fand Mut, um in das tiefe schwarze Loch hinunter zu klettern. Der Bewohner von Achali Atoni, Giwi Schalwowitsch Smir, war der erste, der sich hinunter wagte, doch ohne spezielle Ausrüstung konnte er den Boden nicht erreichen.
1961 wurde vom Institut für Geographie der Georgische Wissenschaftsakademie eine Expedition organisiert, um das Innere des Bodenlosen Loches zu erforschen. Als Surab Tintilosow, Arsen Okrodzhanaschwili, Boris Gergedaewa und Giwi Schalwowitsch Smir alle Hindernisse überwunden hatten, erreichten sie den Boden der Schlucht. Die Wände und der Boden, die aus Lehmschichten bestehen, wiesen scheinbar auf das Ende der Schlucht hin, genauso wie auch andere Höhlen der Region. Aber aus einem schmalen Riss ließ sich ein starker Zug deutlich spüren, und die Höhlenforscher entschlossen sich, einer nach dem anderen durch den Riss hindurch zu klettern. Die innen herrschende Dunkelheit wies auf die gigantische Größe der Halle hin. So wurde das Geheimnis des Bodenlosen Loches aufgeklärt und ein wahres Wunder, die Höhle von Achali Atoni, entdeckt.
Dieser Expedition folgten weitere, die es ermöglichten, eine Karte von der Höhle zu entwerfen und viele für Wissenschaftler interessante Materialien zu sammeln. Im Jahr 1965 gelang es den Höhlenforschen, unter extrem schweren Bedingungen einen Dokumentarfilm über die malerische Höhle zu drehen. Es wurde beschlossen, die Höhle einzurichten, damit die Besucher sie auch bewundern könnten. Nach vielen Jahren angestrengter Arbeit entstand auf der Küste des Schwarzen Meeres noch eine Sehenswürdigkeit.
Die Länge des größten Saales der Höhle, der Saal der Höhlenforscher, erreicht 260 m bei einer Höhe von bis zu 50 m und einer Breite bis zu 75 m. Der höchste Saal der Höhle, Apsar, erreicht eine Höhe von bis zu 70 m. Die Säle Anakopia , Excentrique-Grotte und der Saal von Giwi Smir gelten als die schönsten in der ganzen Höhle von Achali Atoni.
Früher kletterten die Höhlenforscher durch die Kaskade von tiefen steilen Karstbrunnen und durch die engen Risse und Durchbrüche, um den Boden der Höhle zu erreichen. Heute beginnt der Ausflug in die Höhle in der Empfangshalle eines Verwaltungsgebäudes, das sich am Fuße des Iberischen Berges befindet. Die mit Mosaikwandbildern, bunter Glasmalerei und Treibarbeiten geschmückte Empfangshalle ist der von Menschenhand geschaffene Eingang in die Höhle.
Mit einem Reiseführer betreten die Besucher eine Station, die sehr an eine U-Bahn Station erinnert. Diese ist mit Granit und Marmor bearbeitet und mit wertvollen bunten Wandbildern geschmückt. Die Station dient als ein Tor in die Höhle.
Wenn eine kleine Bahn ankommt, die maximal 90 Personen trägt, und alle Reisende ihre Plätze eingenommen haben, beginnt die Reise in die innere Welt der Höhle…
Saal Apsna („Abchasien“).
Hinter den Reisenden schließt sich ein eisernes Tor und öffnet sich der Saal Apsna. Das Licht flammt auf, und die Stimmen der Besucher werden leiser. Die Sekunden scheinen eine Ewigkeit zu dauern. Und endlich erblickt man eine gigantische Halle, die endlose einzigartige Innenwelt, wo kein Laut, keine Bewegung und kein Windstoß zu spüren sind.
Obwohl der Saal Apsna mit keiner festlichen Ausstattung überrascht, hat er auch etwas Besonderes. Da die Farben der Halle einfach und fahl sind, wie z.B. grauer grober Kalk oder brauner Lehm, erinnert der Saal an einen ruhigen, mächtigen Riesen, der in einen stillen, tausendjährigen langen Schlaf versunken ist.
Der Touristenpfad in Form einer Serpentine aus Beton zieht sich durch die chaotisch aufgetürmten Felsen hin, verläuft über die steilen Schluchtenhänge und an den hängenden Steinstufen vorbei und steigt manchmal bis zur Decke des Saals, die von zahlreichen Rissen und tiefen Steinbrüchen durchzogen ist.
Der Saal Apsna ist riesig: Wenn hier Vögel lebten, würden sie genug Platz zum Fliegen haben. Die Länge des Saals erreicht 150 m bei einer Breite von 50 m und einer Höhe von 20 m.
Die ersten Menschenspuren auf dem Lehmboden wurden in diesem Saal aufbewahrt. Heute wird die Stelle, wo die Entdecker zum ersten Mal die Halle betreten haben, hell-rosa beleuchtet. Es wurde als Beweis der Dankbarkeit für die Forscher eingerichtet, die die einzigartige Welt der märchenhaften Höhle für Millionen Menschen entdeckt haben.
Die unfreundlichen Farben des Saals Apsna werden durch einen absolut unerwarteten hell-grünen Farbakzent aufgefrischt: Zwei unterirdische Seen, wie zwei grüne Augen, „betrachten“ die Umgebung. Der südliche See Anatilia wird durch die von Bächen ausgewaschenen glitschigen Lehmhänge geformt. Der andere See mit seinen steilen, 20 m tiefen Uferwänden trägt den Namen Goluboe („der Blaue“).
Diese scheinbar friedlichen Seen haben den Arbeitern bei dem Ausbau des Touristenkomplexes von Achali Atoni viele Probleme bereitet. Monate lang steht das Wasser in den Seen still, ohne Kräuseln auf der spiegelglatten Oberfläche: Dann plötzlich beginnt das Wasser zu steigern. Das Wasser steigt immer höher, erreicht die Ufer und überflutet viele tausend Quadratmeter des Saals. Ein aufmerksamer Mensch kann sehr leicht horizontale dunkel-braune Streifen auf den grauen Wänden der Halle Apsna erkennen, die sich von der Wasseroberfläche fast bis zur Decke strecken. Das sind die Spuren früherer starker Überflutungen. Sie weisen darauf hin, dass der unterste Saal der Höhle von Achali Atoni, Saal Apsna, beim besonderes verheerenden Hochwasser fast völlig überflutet war. Aber heute gehört das der Vergangenheit an, denn nun wird das hochsteigende Wasser in der Höhle durch einen Wasserkanal nach draußen, in den Fluss Manikwara geleitet.
Die Wasseroberfläche der beiden Seen liegt 36 m über dem Meeresspiegel. Die durchschnittliche Tiefe der Seen wurde durch Wissenschaftler früher auf 10–12 m geschätzt. Im Jahr 1986, 25 Jahre nach der Entdeckung der Höhle, führten die Wissenschaftler, die dieses Mal mit Tauchgeräten ausgerüstet waren, erneute Untersuchungen durch und stellten fest, dass der See Antonia über 25 m tief ist.
Saal der Höhlenforscher (Saal der georgischen Höhlenforscher).
Der Touristenpfad verläuft um den Blauen See herum, steigt herunter, und die Besucher betreten den größten Saal der Höhle von Achali Atoni, den Saal der Höhlenforscher. Dieser wurde zur Ehre seiner Entdecker, der Höhlenforscher aus dem Wachuschti Institut für Geographie Georgischer Wissenschaftsakademie genannt, die zusammen mit ihren Abchasischen Kollegen mehrere Wochen im Inneren des Iberischen Berges verbrachten.
In seinem südlichen Teil sieht auch dieser Saal dem Saal Apsna ähnlich: die gleichen Felsenhaufen, graue Wände und hohe düstere Decken. Aber von vorne hört man deutlich das Rauschen von Wasser, und man begegnet dem ersten unterirdischen Wunder, dem Weißen Berg. Dieser liegt inmitten der dunklen Steinhaufen und stellt ein Gegenstück zu der Dunkelheit und dem Chaos dar. Er ist ein Vorzeichen für die weiteren wunderbaren Wunder, die uns vorne erwarten. In der Sonne funkelnde Tropfen stürzen auf den Gipfel des Weißen Berges, zersplittern sich und fließen in dünnen Wasserstrahlen hinunter.
An dem Berg merkt man kleine weiße Säulen der zukünftigen Stalagmite. In Form einer schiefen Treppe bilden sie sich auf dem steilen, mit Kalk beschichteten Berghang links vom Touristenpfad.
Diese Formationen führen zu dem weit offenen Eingang in die wunderschöne Seitengalerie. Der schiefe Boden der Galerie ist mit einem gerippten Steinteppich bedeckt, durch den glänzende Flächen der schneeweißen Kalkkristalle zu sehen sind. An manchen Stellen stürzen von der Decke schwere langsame Wassertropfen ab und fallen auf die weißen „Köpfe“ der jungen Stalagmite, die an Zuckerberge erinnern. An einigen Stellen, wo ein mit Drapierungen geschmückter Kalkboden durch kleine geräuschlose kristallklare Bäche durchtrennt wird, kann man den unteren Boden sehen.
Weiter verwandelt sich die Galerie in ein Labyrinth: Der Hauptgang verzweigt sich in die Seitengänge, die sich in noch kleinere Gänge verzweigen. Die Seitengänge werden immer schmaler und niedriger und enden schließlich in Sackgassen mit gelben Kalkwänden.
Leider ist diese „Oase“ im Saal der Höhlenforscher nicht groß. Einige Schritte weiter auf dem Touristenpfad entlang, ist von der festlichen Ansicht des Weißen Berges nicht die geringste Spur zu sehen: Vor uns, in dem nördlichen Teil des Saals liegt eine dunkle Grube mit ihrem Lehmboden, der durch gewundene Schluchten geformt ist. Diese Schluchten und Risse in der Grube treffen sich an der östlichen Wand und bilden einen mit braunem Schmutz bedeckten Trichter. Aus diesem sind gelbe Zähne der Kalkfelsen zu sehen. Manchmal öffnet sich der Trichter und daraus steigt langsam und geräuschlos ein kalter getrübter See. Nachdem der See einige Stunden lang auf der Ebene des Entwässerungstunnels geruht hat, sinkt er wieder und nach einiger Zeit bleibt von ihm keine Spur mehr. Zusammen mit Wasser saugt der düstere „Höhlenmahlstrom“ auch den Lehm, der durch das Hochwasser aufgewühlt wurde und nachher die Öffnung des Trichters wie ein Korken wieder verstopft.
Es war nicht leicht, den Touristenpfad hier aufzubauen: Wenn dieser am Boden des Saals verlaufen würde, wäre er ständig von regelmäßigem Hochwasser bedroht. Da die Wände des Saals durch den Kalk verätzt und dadurch unstabil sind, konnte der Pfad nicht wie ein Gesims an der westlichen steilen Wand befestigt werden. Aber eine andere Lösung wurde gefunden: Über die düsteren Schluchten, in einer Höhe von 18 m wurde eine 120 m lange Hochstraße gebaut.
Saal Narta (Lehmsaal).
Der Touristenpfad verläuft über die gigantische düstere Schlucht, stoßt gegen die nördliche Wand der Halle und geht in Schleifen durch die massiven Felsen und riesigen Steinsäulen, die durch ehemalige Steinschläge und Bergstürze entstanden sind. Als ob sie ihre unbesiegbare Macht zeigen wollten, breiten die Felsen ihre „Schulter“-Felsvorsprünge auf und umgeben den Pfad von allen Seiten. Um vorbei zu kommen, müssen sich die Touristen hier ab und zu ein bisschen durchzwängen und niederbeugen.
Weiter treten die Wände zurück, und der Pfad verläuft zu einer Aussichtsplattform, die mit den groben Abhängen verbunden ist. Während sich auf der rechten Seite nur eine Wand befindet, öffnet sich links wie ein unermesslicher schwarzer Abgrund der breite Rachen des Saals Nerta. Der riesige Steinsack ist mit mächtigen Tonschichten abgedeckt.
An der untersten Stelle des Saals, 36 m über dem Meeresspiegel, befindet sich der dritte „lebende“ See der Höhle. Im schlammigen Wasser des Sees leben Krebskolonien. Diese halbdurchsichtigen Krebse, die eine maximale Größe von 2 cm erreichen, fühlen sich in dieser Umgebung sehr wohl.
In den Rissen des tönernen Bodens lebt ein amüsantes Insekt — der Bergbach-Dammläufer. Äußerlich unterscheidet sich dieser Käfer nicht von seinen Brüdern, die auf der Höhlenoberfläche leben: sie haben die gleichen Chitin-Deckflügel, ebenso viele Füße und Fühler. Aber nach einer genauen Untersuchung stellt man fest, dass die Bergbach-Dammläufer von der Höhle von Achali Atoni keine Augen haben. Im Laufe der Millionen Jahren verloren sie die Gewohnheit, ihr Essen (Mikroorganismen) anzuschauen — ob du schaust oder nicht, siehst du in der Dunkelheit der Höhle sowieso nichts. Im Saal Narta gibt es sehr viele dieser Insekten. Beim Aufheben einer Tonschicht wird daraus mit Sicherheit ein Käfer herausspringen. Diese Bewohner der Höhle haben keine Angst vor den regelmäßigen Überschwemmungen. Vor diesen flüchten sie nach oben. Sonst sind sie gute Schwimmer.
Das Hochwasser in diesem Saal ist auch ungewöhnlich: Nicht nur der See steigt aus den schwarzen Tiefen hinauf, sondern auch das Wasser aus den Öffnungen in der Nordwand dringt in den Saal durch.
Äußerlich beeindruckt der Saal Narta nicht durch seine Größe. An der südlichen Wand sind durch Schatteneffekte die Konturen der Riesen deutlich zu betrachten. Die Riesen scheinen seit Jahrtausenden die wenigen Ereignisse der langen Epochen der Höhlengeschichte zu beobachten.
Rechts oben erkennt man die Figur des liegenden Hirsches, den die Natur aus dem ganzen Felsen ausmeißelte. Es ist schwer zu glauben, dass die Skulptur nicht von einem Bildhauer erdacht und geschaffen wurde. Beim Betrachten der Skulptur kann man die unüberwindliche Kraft des schweren Steintieres spüren: Die stolze Drehung des Kopfes zeigt seine Überzeugung und Ruhe. Die Skulptur erinnert an den riesigen Silberner Huf (Name eines Zauber-Hirsches aus einem russischen Märchen), der vor einem Moment noch grobe Steine in die Schmuckedelsteine verwandelte und jetzt ruht sich aus.
Der untere auf spartanische Weise einfache Teil der Höhle von Achali Atoni endet mit der Grotte Hirsch. Hier steigt der Pfad und wird von allen Seiten durch ungewöhnliche Höhlensteine umgeben.
Korallengalerie.
Die Höhle scheint hier viel heller zu sein: Ihre Wände rücken jetzt näher aneinander und haben andere Farbe. Der Blick fällt nicht mehr in die dunkle Leere, sondern stößt immer häufiger auf verschiedene unterirdische Seltenheiten.
Hier, auf einer Schutthalde an der Wand, sieht man eine ganze Kolonie von orangefarbigen Stalagmiten. Diese sind fein, grade, etwa ein Meter hoch. Sie erstrecken sich ungeduldig nach oben und versuchen von oben fallende Tropfen mit ihren halbrunden Spitzen zu fangen.
In jedem Wassertropfen, der sich durch die dicke Schicht des Kalksteines den Weg bahnt, ist ein wenig Calcit (Calcium-Salz der Kohlensäure) aufgelöst. Der Tropfen legt einen weiteren Weg zurück durch den Luftraum der Höhle. Für kurze Zeit bleibt der Tropfen von der Höhlendecke hängen und „nimmt in dieser Zeit ein bisschen ab“ — er verdunstet. Die Calcium-Salzlösung wird gesättigter und Calcit wird an der Decke in Form eines feinen Ringes hinterlassen. Dann stürzt das Tropfen schließlich von der Decke ab und während des Sturzes verdunstet noch mehr. Wenn der abgestürzte Tropfen den Boden erreicht, spritzt er auseinander, aber die Absturzstelle wird trotzdem durch eine unsichtbare feine Schicht des Kalziumkarbonats markiert. Der nächste Tropfen wird den Calcium-Ring ein wenig verlängern und die Absturzstelle am Boden neu beschichten. In dieser Weise wachsen sich seit Jahrhunderten die Höhlenbrüder langsam entgegen — von der Decke nach unten erstrecken sich Stalaktite und diesen entgegen wachsen aus dem Boden Stalagmite. Manchmal verwächst ein Stalaktit mit einem Stalagmit und bildet eine natürliche Kalzit-Kolonne — ein Stalagnat.
Je nach Stein, durch den das Höhlenwasser durchdringt, können im Wasser außer Kalziumkarbonat auch andere chemische Stoffe aufgelöst sein. In diesem Fall bekommen die Tropfsteine eine leichte Färbung: gelbe und rötliche Farben verleihen Eisenoxide, bläuliche Kupfersalze, grüne Chromverbindungen. Da, wo Stalaktite dunkel-violett oder sogar schwarz gefärbt sind, enthält der Kalkstein sicher viel Mangan.
In dieser Galerie kann man gelb-rötliche Tropfsteine (kurz auch „Sinter“ genannt) betrachten. Hier ist es deutlich trockener, und die Feuchtigkeit des unterirdischen Gewölbes ist kaum zu spüren. Aber auch hier stand einst das Wasser. Dies können unauffällige aber sehr interessante Kristalle beweisen. Mit diesen sind an manchen Stellen die Wände und große Felsen, die auf dem Weg stehen, beschichtet. Wenn man ein helles Seitenlicht auf eine solche Wand richtet, kann man viele tausend schneeweiße Kügelchen erkennen, die die Größe eines Pfennigs haben und wie Meereskorallen mit einander verbunden sind. Aufgrund dieser Ähnlichkeit tragen diese den Namen „Korallit“.
Saal Apsar (Moskau-Saal) und Giwi Smir-Saal (Sochumi-Saal).
Am Ende der Korallengalerien gabelt sich der Gang in zwei weitere Durchgänge. In Form einer breiten Avenue erstreckt sich links der grandiose Korridor des Canyons. Rechts verläuft eine Treppe, die nach oben zum Saal Apsar und zum Giwi Smir-Saal führt.
Hier enden die Stufen. Ein großer Fels, der über dem Pfad hängt, bildet eine Art Tor. Dieses scheint sich vom Monolith abgerissen zu haben, so dass nur noch die schweren Betonsäulen den unvermeidlichen Absturz verhindern. Aber dieser Fels entstand zu uralten Zeiten und fiel nicht hinunter. Man wunderte sich jedoch, womit er abgestützt wurde, bevor die tragenden Säulen aufgebaut wurden.
Hinter diesem eigentümlichen Tor öffnet sich ein unermesslicher Raum — der Saal Apsar. Dieser Raum verleiht dem Besucher ein festliches Gefühl: Von dem geräumigen, fast runden Boden des Saals, der mit Felsen und Steinen bedeckt ist, erstrecken sich steile hell-graue Wände nach oben. Aber dann werden die Wände schräg und kippen nach innen, bis sie in der unvorstellbaren Höhe zusammenkommen und eine riesige Kuppel formen, die sich weiter nach oben in den Dunst erstreckt.
Der Saal Apsar ist der höchste Saal in der Höhle von Achali Atoni: Er erreicht eine Höhe von 70 m. Bei guter Beleuchtung kann man erkennen, dass das Steingewölbe von vielen Offnungen und Löchern durchzogen ist. Diese sind sowohl gewöhnliche Bruchspalten, als auch merkwürdige, dunkle, ovale bis runde Löcher. Hier handelt es sich um Krater der Karstbrunnen, die durch Einstürze entstanden sind und auch „Orgelpfeifen“ genannt werden. Das ist der unterste Teil des Karstsystems, das das Eindringen von Wasser und Luft in die Höhle ermöglicht.
Im Saal Apsar gibt es auch Tropfsteine: auf den Felsen bilden sich große Stalagmite und von den Wänden hängen Steinzapfen – Stalaktite. Aber hier kommt ihre Schönheit nicht zur Geltung, in diesem gigantischen Raum fallen sie überhaupt nicht auf.
Im Saal Apsar leben Fledermäuse. Die verhältnismäßig niedrige Luftfeuchtigkeit und die milde Temperatur verschaffen die besten Bedingungen für die Tiere für die Überwinterung. Die „Orgelpfeifen“ sind möglicherweise der kürzeste Weg auf die Oberfläche. Es wurden Spuren entdeckt, die darauf hinweisen, dass einst große Kolonien von Fledermäusen den Saal bewohnten.
Im südlichen Teil des Saals Apsar wird das bekannte gleichmäßige Muster der Wände unterbrochen: Hier treten die Felsen zurück, und es öffnet sich ein kleiner aber wunderschöner Giwi Smir-Saal.
Der Fußboden des Saals stellt eine cremefarbene erstarrende Kalksteinwelle dar, die sich aus der „Orgelpfeife“ unterhalb der Gewölbe ausschüttet. Dieser ein wenig rauhe, schräge Boden ist mit seltsamen Stalagmiten geschmückt. Im oberen Teil befinden sich zwei feine, ungerade Zwillingsstalagmiten, die eine Höhe von ungefähr 2 m erreichen.
Es gibt hier auch niedrige matt-weiße stabile Stalagmite mit flachen Spitzen, die an Untertassen erinnern. Die Wassertropfen, die sich regelmäßig auf diese Stalagnite stürzen, zerspringen zwar, aber bleiben auf der Oberfläche der „Untertasse“. Die am meisten auffallende Zierde dieses Saals ist die prächtige Steinmeduse. Sie befindet sich genau in der Mitte der Steindecke, unterhalb eines Felsens, an den sie sich ganz fest mit ihren Kalzit-Fangarmen klammert.
Der Giwi Smir-Saal ist nicht groß aber wunderschön. Er verfügt über noch eine Besonderheit — er liegt höher als alle anderen Säle der Höhle.
Saal Ajuhaa (Canyon-Saal).
Man könnte denken, dass diese gewaltige unterirdische Schlucht durch einen Schlag eines gigantischen Schwertes entstanden wäre, denn sie erstreckt sich von Norden und ist über 100 m lang. Ihre steilen 10 m hohe Wände, die flache horizontale Decke und der schräge Boden, der mit Felsen und Steinen bedeckt ist, sind wieder streng und einfach.
Entlang der dunkel-gelben Wände des Saals Ajuhaa erstrecken sich auf unterschiedlichen Höhen fast schwarze horizontale Streifen. Diese weisen aber nicht auf ehemalige Hochwasserfälle hin wie im Saal Apsna. Bei genauer Betrachtung dieser Streifen sieht man, dass es sich hier um Vertiefungen im Felsen oder Furchen handelt, die mit Ton gefüllt sind. Ein feiner metallischer Stock kann mit seiner ganzen Länge in den Ton eingetaucht werden. Solche Risse im Kalkstein trennen die älteren Schichten, die sich immer darunter befinden, von den jüngeren, die darüber liegen. Aber alle diese Schichten entstanden vor hunderte Millionen Jahren, als an dieser Stelle ein tosender Fluss hindurch strömte.
Der streng eingerichtete Saal Ajuhaa hat aber auch Dekorationselemente: Am meisten faszinieren die stämmigen Stalagmite, die aus dem halbdurchsichtigen orangen und roten Kalzit bestehen. Es gibt hier hunderte von diesen sauberen glatten Zwergen; sie stehen an den Wänden, besetzen die Hänge, wachsen dem Touristenpfad entlang und begleiten Sie zum musikalischen Saal Iwerija.
Saal Iwerija.
Die Natur wählte diesen relativ kleinen Saal der Höhle von Achali Atoni als Mittelpunkt der Tonharmonie aus. Eine Menschenstimme oder eine musikalische Note, die unter dieser ovalen Kuppel herausgebracht wird, klingt tiefer und intensiver, denn sie bekommt eine ganze Palette an zahlreichen Obertönen.
Viele Säle der Höhle verfügen über eine gute Akustik, aber der Saal Iwerija unterscheidet sich von den anderen durch seinen besonderen Klangeffekt. Woran liegt das Geheimnis von diesem Effekt? Sehr wahrscheinlich spielen zahlreiche bizarre Vorsprünge und Nischen in den Wänden und in der Decke eine wichtige Rolle: Diese funktionieren wie riesige natürliche Resonanzkörper, von denen sich die Luftwellen widerspiegeln, in der Mitte des Saals zusammenkommen und dadurch sich gegenseitig bereichern. Für Touristen wird hier immer Musik gespielt. Manchmal finden in diesem Saal auch Konzerte der Abchasischen Staatlichen Chorkapelle statt.
Aus dem Saal Iwerija verläuft der Pfad nach rechts, an Felsen und zahlreichen Stalagmiten vorbei, und steigt allmählich an. Diese Strecke wurde von der Natur schön geschmückt: die Wände sind reichlich mit seltsam geformten, cremefarbigen Tropfsteinen bedeckt, die Steinspitzen der Stalagmite formen ganze „Wälder“ und erstrecken sich nach oben, zu der Decke, wo einige Stalagnaten-Säulen wachsen. Die unerschöpfliche Phantasie des großartigen Architekten namens Natur erschuf hier die einzigartigen Konstruktionen, die den Betrachter an empirische Theaterlogen und gezierte chinesische Pagoden erinnern.
Man benötigt sehr viel Licht, um diese Schönheit betrachten zu können. Doch Licht ist leider für die Höhle schädlich, denn unter den hellen und heißen Strahlen der Lichtwerfer kommen auf der immer ein wenig feuchten Oberfläche der Tropfsteine Elementarpflanzen auf z.B. Moose und Flechten. Mit ihrer grünen Decke versperren sie die Sicht auf die wunderschönen Höhlenkristalle und zerstören deren feine, empfindliche Struktur. Diese Pflanzen sind ein böser Feind für alle von Touristen besuchten Höhlen der Welt.
In der Höhle von Achali Atoni, in dem am meisten beschädigten Gebiet in der Stalaktitengalerie, gibt es sogar einen Forschungsbereich, der für die Untersuchung und Bekämpfung von Moosen eingerichtet wurde.
Nun ist der Eingang in den nächsten Saal der Höhle zu sehen. Aber auf dem Weg dorthin, steht wie ein erhabener Wächter ein riesiger, drei Meter hoher Stalagmit. Er wächst gerade in der Mitte des Ganges, als ob er den Weg sperren wollte. Deswegen verläuft hier der Touristenpfad sehr eng an der Felswand. Von oben werden die Touristen von der alten Meisterin des Iberischen Berges beobachtet, deren dunkles, strenges, tausendjähriges Gesicht die Natur selbst geschaffen hat. Beschützen diese unterirdischen Wächter etwas?
Saal Anakopia ( Tiflis-Saal).
Noch ein Paar Schritte und Sie betreten einen wahren Weißsteinpalast! Der schräge Boden aus dem gelblichen, hellgrauen und weißen Kalkstein erstreckt sich in Form von breiten Kaskaden zum Osten und ist von den Wänden umgeben, die mit Kalzitdrapierungen geschmückt sind. Diese seltsamen „Vorhänge“ mit wunderschönen leichten Falten entstanden durch die unzähligen Wassertropfen, die an den Wänden entlang abflossen. An der Decke des Saals wächst nach unten ein ganzer Wald von verschiedensten Stalaktiten.
Einzigartig aber bleibt im Saal Anakopia ein ganz ungewöhnlicher "Höhlenwasserfall", wie solche auf der Erdoberfläche nicht zu finden sind. Aus der Öffnung in der hohen steilen Wand, aus der Höhe von 30 m „fließt“ eine für immer erstarrte Steinwelle. Ihre schweren "Wasserstrahlen" mit riesigen Tropfen erstrecken sich nach unten und verharren etwa zwei Meter über dem Boden in der Luft. Dafür fließt auf der glatten, ein wenig faltigen Oberfläche des Kalzitwasserfalls ganz gewöhnliches Wasser herunter. Es stürzt von der Kaskade ab, bricht sich an den Steinen, fließt aus einem kleinen Teich in einen anderen und dringt schließlich durch Spalten und Risse weiter nach unten.
Der Saal Anakopia mit seinen märchenhaften Steinen ist der schönste Saal in der Höhle von Achali Atoni. Dieser ist aber gleichzeitig der feuchteste Saal von allen: die relative Luftfeuchtigkeit ist hier konstant und erreicht 100 %.Die Ursache hierfür ist ein kleiner, aber beständiger unterirdischer Bach, durch diesen Saal verläuft. Das Wasser dringt aus der Decke und fließt an den Wänden herunter, und die Luft ist voll von Wasserstaub. Durch dieses, an Kalziumkarbonat reiche Wasser entstand die bemerkenswerte Vielfalt an Tropfsteinen.
Der Saal Anakopia, der so geschickt mit farbigen Lampen beleuchtet wird, scheint einen prächtigen Festsaal eines Haus darzustellen, den liebe, gutmütige Berggeister behausen. In diesem Raum der natürlichen Schönheit und Großzügigkeit kann man sich zum Andenken Fotos machen. An dieser Stelle endet der Ausflug und die Touristenroute, aber die Wunder von der Höhle von Achali Atoni sind noch lange nicht am Ende.
Excentrique-Grotte.
Die enge Treppe führt nach oben, zu einer gitterartigen eisernen Tür, die gewöhnlich geschlossen ist. Es ist der Eingang in die Excentrique-Grotte, das Höhlennaturschutzgebiet. Die seltenen Formen der Tropfsteine sind hier so schön und bewundernswert, dass die Grotte auch schon mal „Salon“ genannt wird, als ob es sich hier um einen Ausstellungsaal und Meisterwerke handelte. Erstaunlicherweise findet man hier tatsächlich wahre Meisterwerke.
Vor der schneeweißen, mit funkelndem Kalzit abgedeckten Wand wachsen orange, fliederfarbene, grünliche und gelbe Stalagmiten. Der gemusterte Boden besteht aus kleinen feinen Teichen und Bächen, die sich ineinander verschlingen und zusammenfließen. Hier handelt es sich um ganz kleine Seen, oder besser gesagt Pfützen, die einst hier waren.
Aber die wahre Zierde der Grotte sind Excentriques, oder exzentrische Stalaktite. Wenn man von weitem schaut, scheint die Decke der Grotte mit einer flauschigen, zarten Borsten bedeckt zu sein: Dies sind viele tausend Excentriques, die sehr unterschiedlich beschaffen sind: Hier gibt es faden- oder spinnennetzförmige Excentriques, die sich zwischen den Stalaktiten biegen, aber auch solche, die wie Angel- und die Häkelnadeln aussehen, und solche, die an federförmige Schlangen oder an stachelige Igel erinnern. Einige Exemplare werden über 10 cm lang, wohingegen die anderen nur mit einer Lupe betrachtet werden können. Sie können unterschiedlich gefärbt sein, von blutig-rot und fast schwarz bis zu hell-rosa, bläulich und fliederfarben.
Excentriques sind geheimnisvolle Höhlenbildungen. Bislang ist noch nicht vollständig erforscht, warum diese Starrköpfe entgegen dem Gesetz der Schwerkraft zur Seite, nach oben oder sonst in irgendeiner seltsamen Weise wachsen — überall hin, aber nie nach unten!
Es wird angenommen, dass die Oberflächenkraft im Wassertropfen einen großen Einfluss auf die Entstehung der Excentriques hat. Diese Theorie ist aber sehr schwer zu prüfen, denn diese einzigartigen Kristalle wachsen außerordentlich langsam. Aber sie könnten bei Veränderungen des Höhlenklimas schnell zerstört werden. Aus diesem Grund ist die Excentrique-Grotte den Touristen nicht zugänglich: Die Anwesenheit von vielen Menschen würde die Temperatur, die Feuchtigkeit und die Luftstruktur verändern, und das kann zur schnellen Zerstörung der Steinblumen führen.
Die durch ihre wilden Flüsse geformte Berge Abchasiens sind außergewöhnlich schön. Die Flüsse entspringen in den Gletschern Kaukasischer Gebirge, deshalb bringen sie wunderbare Frische auch an heißen Tagen. Nach wie vor leben in diesen Flüssen Forellen und in den Laichzeiten findet man hier auch Lachs. Die urw...
Auf dem nordwestlichen Hang des Berges Krilos, nur einige Hundert Meter vom Fundament der Mariä-Entschlafens-Kathedrale sprudeln aus der Erde seit langer Zeit kalte Brunnen. Da es nur wenige Brunnen gab, gingen die Menschen vorsichtig mit ihnen um. Besonders gut behüteten sie einen davon, der bis heute erhalten geblieben ist — den Fü...
Um den natürlichen Zustand des wertvollen Kalksteinkomplexes zu bewahren, wurde die Rote Höhle durch die Verordnung des Ministerrates Ukrainischer Sozialistischer Sowjetrepublik № 1180 von 07.08.1963 zum Nationalen Geologischen Naturdenkmal erklärt.
Die Rote Höhle gehört zum Bestand der Naturschutzgebiete der Ukraine und...