Die 1905 erbaute Kathedrale der heiligen Apostel Peter und Paul ist die bedeutendste der erhaltenen Kirchen in Peterhof. Von dem Architekten Nikolai Sultanow entworfen, ist diese Kirche weit außerhalb der Stadtgrenzen zu sehen. Vom Finnischen Meerbusen aus erscheint sie genauso schön wie von der Eisenbahn. Und die Peterburgskoje Chaussee führt direkt an der Kirche vorbei, sodass die Touristenbusse ganz daneben halten.
Jahrelang stand die Kirche mit Baugerüst bedeckt. Da hatten die Fremdenführer nichts Anderes übrig, als die erstaunten Fragen von einheimischen und ausländischen Touristen mit unsicherem Murmeln über verlängerte Restaurierungsarbeiten zu beantworten. Erst am 1. Januar 1990 begann man, die Kirche von den ein halbes Jahrhundert alten Schutthaufen zu reinigen, und am 19. Januar wurde im Beisein vieler Menschen der erste Gottesdienst gehalten.
Der Beschluss über den Bau der Kirche wurde 1892 gefasst. Schon im Frühjahr 1893 genehmigte Kaiser Alexander II. das Projekt von dem Zivilingenieur N. W. Sultanow. Wie auch die meisten Kirchen jener Zeit wurde die Kathedrale nach altrussischen Vorbildern erbaut und erinnerte mit ihren Umrissen an die Basilius-Kathedrale in Moskau. Die Kathedrale wurde zu einer recht eigenartigen Verkörperung des neurussischen Stils und seiner Formen. Wie Sultanow betonte, „dienten zum Leitbild für die Fassadengestaltung die Formen russischer Kirchen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, von denen so viele im zentralen Teil Russlands auftauchen und die sich in Moskau und Jaroslawl durch besondere Pracht und Schönheit der Silhouetten kennzeichnen.“
Den Grundstein der Kathedrale legte man am 25. Juli 1895 in Anwesenheit der geistlichen Personen von dem Kaiserhof, in erster Linie von dem Protopresbyter Ioann Janyschew, da die Kirche dem Hofe angehörte. 4 Jahre dauerte die Errichtung von dem Hauptgebäude selbst, drei Jahre nahmen Putzarbeiten, Verlegung der Heizung und Lüftung in Anspruch. Noch zwei Jahre brauchte man, um das Innere der Kirche auszumalen, die Ikonenwand zu errichten, Möbel, Gegenstände, Gewänder zu fertigen. Um die Kirche herum wurden Grünanlagen angelegt. Die Kathedrale wurde aus den Mitteln des Kaiserhofes gebaut und kostete 850 000 Rubel (in den Preisen des Jahres 1905 umgerechnet).
Die Kirche ist über 60 Meter hoch. Fünf Türme sind mit Zeltdächern versehen, die wiederum eine Art Dachgeschoss mit durchgebrochenen Fenstern bilden. Von diesen Fenstern schrieb Architekt Sultanow: „Neben der Beleuchtung haben die Dachfenster des Hauptturmes noch einen Vorteil: Sie bieten eine herrliche Aussicht auf die Umgebung. Das Auge reicht etwa 30 Werst in jede Richtung und erfasst einen riesigen Raum: Petersburg, Babij-Gon, Kronstadt und Vieles mehr ist zu sehen. Wahrscheinlich werden nach der Einweihung der Kirche viele Touristen aufsteigen und durch Dachfenster der Hauptkuppel schauen wollen.“ Diese Worte zeugen davon, dass viele Kirchenarchitekten und Priester noch vor der Revolution es vom Standpunkt des orthodoxen Glaubens für zulässig hielten, Kirchen zum Teil als Objekte des so genannten Kulturtourismus zu benutzen.
Im Allgemeinen war die Kathedrale trotz ihrem konservativen Aussehen konstruktiv und technisch innovativ ausgelegt. Diese Neuerungen zeugen davon, welch einen Fortschritt die russische Kirchenkultur erreichen würde, wäre ihre Entwicklung nach den Ereignissen 1917 nicht künstlich unterbrochen worden.
Um die Kirche herum führt eine hohe, helle Galerie. So konnten Kreuzgänge auch bei Unwetter in einem warmen Raum „ohne jedes Gesundheitsrisiko für die Beteiligten“ veranstaltet werden. Da gibt es ach spezielle Plätze, wo Eier und Ostebrote geweiht werden konnten. An jedem der vier Eingänge war sogar ein Flur für Oberkleider vorgesehen.
Die Kathedrale hat drei Ikonostase. Der mittlere ist recht eigenartig dank seiner Majolika-Technik, die beiden seitlichen sind aus weißem Carrara-Marmor gefertigt. Die Ikonen der Ikonostase sind an der vergoldeten Bronzegrundlage von dem Künstler Gurjanow gemalt. An der Ausmalung des Kircheninneren, die nach dem Entwurf Nikolai Sultanows erfolgte, arbeiteten die Moskauer Ikonengestalter, Meister aus der bekannten Palech-Siedlung. Alle sakralen Gegenstände: Kron- und Wandleuchter, Ewige Lichter, Kreuze usw. wurden auch nach den Skizzen von Sultanow gefertigt.
Die Kathedrale wurde 1905 in Anwesendheit der Kaiserfamilie feierlich eingeweiht. Bald konnten die Besucher zahlreiche Vorteile der neuen Kirche einschätzen: bequeme Sakristei und Bibliothek, die einzelne Eingänge hatten und mit dem Altar verbunden waren, ein Beichtstuhl und ein Aussegnungsraum, eine Kapelle, die schon erwähnte überdeckte Galerie für Kreuzgänge. Das Kircheninnere zeichnete sich durch hervorragende Akustik aus.
Die Kirche wurde 1935 geschlossen. Bald darauf verschwanden Ikonen und einzigartige sakrale Gegenstände. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Kuppeln und die Mauern ruiniert. Nach dem Krieg benutzte man die Kirche als ein Lager für Behälter. In dieser Zeit büßte die Kirche die Ikonostase der Nebenaltäre aus weißem Marmor ein und war fast baufällig.
Der Verein „Restawrator“ war es, der das weitere Verfallen des Baus als Erster verhindern konnte, als er mit der Wiederherstellung des Kirchenäußeren beauftragt wurde. Richtige Sanierungsarbeiten begannen aber erst nachdem das Gebäude der Gemeinde der Gläubigen unterstellt wurde. Zurzeit ist es eine funktionierende Kirche. Für die Touristen wird auch gesorgt: Ihnen wird ein herrlicher Ausblick über Peterhofs Vororte von dem Aussichtspunkt unter dem mittleren Zeltdach aus angeboten.